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China will Fleischkonsum um 50 % reduzieren

Mit neuen Ernährungsrichtlinien und einer Medienkampagne will China den Fleischkonsum seiner Einwohner um 50 % reduzieren. Das soll der Gesundheit und dem Klimaschutz zugute kommen. Prominente Unterstützung erhält die Kampagne aus Hollywood.

In den neuen Ernährungsrichtlinien empfiehlt das chinesische Gesundheitsministerium einen täglichen Fleischkonsum von 40 bis 75 g pro Person. Bei Umsetzung dieser Empfehlung könnten die CO2-Äquivalente, die von der chinesischen Nutztierindustrie verursacht werden, bis 2030 um eine Milliarde Tonnen sinken. Außerdem sollen dadurch die massiven Gesundheitsprobleme der Chinesen – viele leiden an Fettleibigkeit und Diabetes – reduziert werden.

Um den Menschen in China das neue Ernährungsprogramm schmackhaft zu machen, setzt die Kommunistische Partei Chinas auf eine ungewöhnliche Zusammenarbeit: Gemeinsam mit den Hollywoodgrößen James Cameron und Arnold Schwarzenegger sowie Chinas beliebtester Schauspielerin Li Bingbing wurde eine breit angelegte Mediakampagne auf die Beine gestellt, die am 20. Juni an den Start gegangen ist. Mit Informations- und Werbevideos im TV sowie großflächigen Plakaten sollen die Chinesen dazu ermuntert werden, weniger Fleisch zu essen und so einen Beitrag für den Klimaschutz zu leisten. Die Kampagne wird in allen chinesischen Provinzen und in den autonomen Gebieten verbreitet, englische Versionen der Kampagne werden auch in den USA zu sehen sein.

Fleisch war in China lange ein rares, teures Lebensmittel – noch 1982 hat jede Person in China durchschnittlich nur 13 kg Fleisch pro Jahr gegessen. Mit dem ökonomischen Aufschwung des Landes wuchs jedoch auch der Hunger auf Fleisch: Der durchschnittliche Chinese isst heute 63 kg Fleisch pro Jahr, Tendenz steigend. In China werden 28 % des weltweit produzierten Fleisches verzehrt – und die Hälfte des gesamten Schweinefleisches. Die neuen Richtlinien könnten den Pro-Kopf-Konsum auf 14 bis 27 kg pro Jahr reduzieren.

Chinas Vorstoß ist sehr zu begrüßen, auch vor dem Hintergrund einiger aktueller wissenschaftlicher Untersuchungen. So warnte 2014 etwa der Thinktank Chatham House, dass ein Wandel im (chinesischen) Ernährungsstil »essenziell« sei, wenn die Ziele der Pariser Klimakonferenz erreicht werden sollen. Eine weitere Studie aus Oxford hatte in diesem Jahr herausgefunden, dass eine weltweite vegetarische Ernährung die Treibhausgasemissionen um zwei Drittel verringern könnte.

Bei alldem sollte man jedoch nicht vergessen, dass China hinter vielen anderen Ländern liegt, wenn es um den Fleischkonsum geht. So verzehren z. B. der durchschnittliche Amerikaner und der Durchschnitts-Australier zwei Mal so viel Fleisch wie ein Chinese. In Deutschland liegt der Pro-Kopf-Verzehr von Fleisch bei etwa 60 kg pro Jahr. Andere Länder täten gut daran, sich an dem Vorstoß der Chinesen ein Beispiel zu nehmen, ihre Einwohner umfassend über die Risiken des Fleischkonsums zu informieren und so einen Wandel im Essverhalten anzustoßen.

Nachtrag (4. Juli 2016)

Es sind offenbar Zweifel an der tatsächlichen Realisierbarkeit der chinesischen Ernährungsrichtlinien angebracht. Dass diese allein nicht ausreichend sind, zeigt ein Blick in die Vergangenheit. So hatte die chinesische Regierung bereits im Jahr 2007 einen maximalen Fleischverzehr von 75 g am Tag empfohlen – das gewünschte Resultat trat jedoch nicht ein. Stattdessen ist der Fleischverzehr seitdem sogar von durchschnittlich 110 g auf 135 g pro Kopf angestiegen.

Der chinesische Vorstoß, mit groß angelegten Kampagnen und populären Unterstützern die Bevölkerung auf die Problematik aufmerksam zu machen, ist zu begrüßen. Jedoch sind umfassendere Initiativen notwendig, wenn der Fleischkonsum einer ganzen Bevölkerung stark reduziert werden soll.

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